Kurbelgehäuseentlüftung - Wie erkenne ich eine defekte Kurbelgehäuseentlüftung (KGE)?

 

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Kurbelgehäuseentlüftung (KGE) defekt?

 

Folgender Artikel soll erklären, wie eine defekte Kurbelgehäuseentlüftung (KGE) identifiziert werden kann.

Ebenso werden hier Beispiele und Fehlerbilder einer defekten Entlüftung gezeigt.


 

Funktion und Aufgabe einer Kurbelgehäuseentlüftung

Detailliert nachgelesen kann die Funktion der Kurbelgehäuseentlüftung z.B. bei Wikipedia.

Kurz und knapp erklärt:

Die Volumenänderung der bewegenden Kolben und die sogenannten "Blowby"-Gase (Gase, die vom Brennraum vorbei am Kolben in das Kurbelgehäuse kommen und in gewissem Maße normal sind) machen eine Entlüftung notwendig.

Ohne Entlüftung würde sich ein Überdruck aufbauen, der dann eine Überbeanspruchung von Bauteilen und Dichtungen hervorrufen kann.

Diese Entlüftung trennt im besten Fall auch noch das Öl (Ölnebel) vom Luft/Abgas/Ölgemisch mittels eines Ölabscheiders, da dieses Gasgemisch aus Umweltgründen wieder in den Ansaugtrakt des Motors geführt wird und deshalb so wenig Öl wie möglich beinhalten sollte. Öl würde dann zu den hinreichend bekannten Verkokungen des Abgasrückführungsventils (AGR) bzw. des Ansaugtraktes führen.

 

Auswirkung einer defekten Kurbelgehäuseentlüftung

Defekte einer Kurbelgehäuseentlüftung bewirken unter anderem:

  • einen hohen Unter- oder Überdruck im Kurbelgehäuse
  • einen hohen Unter- oder Überdruck im Zylinderkopf/Ventiltriebbereich, Stichwort: Öleinfülldeckel

Die Auswirkungen können sich unterscheiden, je nach Motorenkonzept, Aufbau oder Anschluss der Kurbelgehäuseentlüftung und Ölabscheiders,
je nach Zustand oder Art des Fehlers.

 

Anzeichen einer defekten Kurbelgehäuseentlüftung

Anzeichen können, wie bereits erwähnt, Überbeanspruchung von Bauteilen und Dichtungen sein.

Beispiele:

  • Undichte Ölwannendichtung durch z.B. Überdruck im Kurbelgehäuse
  • Undichte Ventildeckeldichtung durch z.B. Überdruck im Zylinderkopf/Ventiltriebgehäuse

 

Schnell-Test: Ist meine Kurbelgehäuseentlüftung defekt?

Folgende Dinge kann man sich ansehen, wobei nicht jedes Indiz auf eine defekte KGE zurückzuführen ist,
es können durchaus andere Faktoren und/oder Fehler vorhanden sein:

  • Ist die Ventildeckeldichtung undicht, wird Öl heraus gedrückt? => Ist eventuell bei laufendem Motor sichtbar.
  • Wird Öl über den Öldeckel heraus gedrückt? => Ist eventuell bei laufendem Motor sichtbar.
  • Motor läuft mit Leerlaufdrehzahl -> Öleinfülldeckel los schrauben -> Öleinfülldeckel los geschraubt auf der Öleinfüllöffnung liegen lassen:
    • Springt der Öldeckel (durch zu viel Überdruck und nicht durch die Motorvibrationen) herunter? => Womöglich defekte KGE, zu viel Überdruck.
    • Wird der Öldeckel regelrecht angesaugt und ist schwer von der Öleinfüllöffnung zu ziehen? => Womöglich defekte KGE, zu viel Unterdruck.

 

Praxisbeispiel einer defekten KGE

Als praktisches Beispiel kann ich einen VW Golf 4 nennen.
Motor: 1.9L TDI, MKB: AGR, 90 PS, Baujahr 1999.

Es wurden Ölspuren an der Hinterseite des Zylinderkopfes entdeckt (vom Ventildeckel nach unten).

Dadurch, dass der Motor bei diesem Fahrzeug leicht nach hinten geneigt verbaut ist, lassen sich solche Ölspuren auch gut mit einer defekten Ventildeckeldichtung erklären.
Gut, die Ventildeckeldichtung war auch nicht mehr die Neueste und ein Neuteil hätte das Ölproblem lösen sollen, trotzdem sah ich mir das Ganze vorher noch etwas genauer an.

Ebenso konnte man erkennen, dass vorne am Ventildeckel (man erinnere sich: Motor ist leicht nach hinten geneigt) etwas Öl am Rand bzw. an den Schraubenlöchern des Ventildeckels zu sehen war.
Grund hierfür, wie sich später herausstellte: Es drückte Öl am Öleinfülldeckel vorbei und dieses Öl sammelte sich dann vorne in den Schraubenlöchern des Ventildeckels.

Dies war dann auch sehr gut zu beobachten. Dazu wurde der Motor mit höherer Drehzahl laufen lassen (bzw. auch Gas-Stöße gegeben) und man konnte den Ölaustritt sehr gut beobachten.

Der Öldeckel wurde abgeschraubt und bei Leerlaufdrehzahl an der Einfüllöffnung liegen lassen. Hier flog der Öldeckel regelrecht von der Öleinfüllöffnung. Hier war viel zu viel Überdruck vorhanden und der Grund für das Öl vorne und hinten am Ventildeckel gefunden.

Eventuell hätte auch die "alte" Ventildeckeldichtung mit funktionierender KGE noch etwas länger gehalten.

Nach dem Tausch der KGE waren die Probleme beseitigt.

 

 

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